SERIE: Spanische Musik - Muchachito Bombo Infierno

01.09.2008 - Deike Werner 

Nicht Lateinamerika, sondern Spanien, insbesondere Barcelona, gilt als Ursprungsort des sogenannten Mestizo Sounds - und Mestizo Bands (mestizo = Mischling) scheinen musikalisch die Antwort auf voranschreitende Globalisierungsprozesse zu geben. Alle Einflüsse (von arabischen, lateinamerikanischen über afrikanische Stile, die Musik der Zigeuner bis hin zu althergebrachten klassischen Elementen) werden musikalisch eingefangen und geben eine hochbrisante Mischung.

Stadtviertel Barcelonas wie das Barrio Chino oder El Raval sind und waren die Stätte der Künstler und Musiker, die sich von diesem Part der Globalisierung inspirieren lassen. Brodelnd, politisch bissig und provokativ geben ihre Texte Zeugnis über negative, traurige und zum Nachdenken anregende Aspekte der menschenverachtenden Seite der Globalisierung. Gemeinsam, offen und innovativ klingt das Credo jener Bands, die – so scheint es – noch nicht ganz vom „Salonfähigmachen“ des Kommerzes eingefangen wurden.

Muchachito Bombo Infierno ist der eigenwillige Name einer solchen spanischen Mestizo-Künstlergruppe. Die 12-köpfige Band bietet mit einer fast unbeschreiblichen Mischung aus Rumba Catalana, Ska, Funk, Flamenco, Latin Sounds, Rock, Soul, etc. rasante, explosive Musik. Zwei Alben veröffentlichten Muchachito Bombo Infierno bisher: Vamos Que Nos Vamos (2004), das mit 40 000 verkauften CDs Preise in Gold einbrachte und jüngst Visto Lo Visto (2007).

Die Musik und die Texte der Songs sind nur bedingt ohne die Persönlichkeit des Künstlers Jairo Perera Viedman zu verstehen. Er ist der Gründer und Sänger der Band: klein, aber laut – so könnte man ihn beschreiben und vielleicht ist der Name Muchachito (Jüngelchen) ja eine Betitelung aus Kindertagen, als er seine mangelnde Größe mit lautem Gebrüll und Gesang kompensierte und so zu seiner eingängigen rauen Reibeisenstimme gelangte.

Die darauffolgenden Jahre (vornehmlich in den Neunzigern) als Straßenmusiker scheinen sehr prägend gewesen zu sein und liefern bis heute die Basis seiner Songtexte. Aus Barcelona stammt er und im international bekannten Künstler-Viertel El Raval formierte sich 2004 die noch recht junge, lautstarke Mestizo Gruppe, die musikalisch einfach alles tut, um anders zu sein und um ihren Hörern einen Teil ihrer Energie abzugeben. Auch diesmal scheint das, was viele allgemein an spanischer Musik so lieben - das Dramatische, das Extrovertierte, dieses gewisse aufgeladene Temperament bei dieser noch recht jungen Musikrichtung erfüllt zu werden.

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