TIPP: Barcelonas Friedhöfe

02.11.2009 - Clementine Kügler 

Ein Unterschied zum protestantischen Teil Deutschlands ist in Spanien der Umgang mit den Toten. Von Spaziergängen auf dem Friedhof, die in der Heimat ja meistens Oasen der Natur mit großen alten Bäumen inmitten der Städte sind, hält man in Spanien nicht viel. Überhaupt ruhen hier die Verstorbenen, bis sich einmal im Jahr, an Allerheiligen (1. November), der Friedhof in einen Festplatz verwandelt.

Dabei sind die Friedhöfe nicht nur wegen ihrer Bäume oder des Meerblicks interessant, sondern eine künstlerische und mentalitätsgeschichtliche Schatzkammer. In Barcelona gibt es die Gesellschaft „Cementiris de Barcelona“, die kostenlose Führungen veranstaltet auf den beiden großen alten Friedhöfe der Stadt.

Der älteste ist der 1775 angelegte, damals außerhalb der Stadt liegende Cementeri de Poblenou. Leichenwagen fuhren die anderthalb Kilometer von der Stadt auf den Friedhof mit seinen Pyramiden am Eingang und einer flächigen quadratischen Aufteilung. Neugotische, neoromantische, klassizistische und eklektizistische Elemente schmücken die Gräber und Pantheone. Berühmt: „El beso de la muerte“ des Bildhauers Jaume Barba von 1930 (Foto). Besonders farbenprächtig sind die Kojen auf dem heute „Cementerio gitano“ genannten, ehemals protestantischen Teil der Anlage.

Zweimal im Jahr gibt es auch eine nächtliche theatralisierte Führung, auf die man auf dem Friedhof von Montjuïc verzichten muss, weil das Gelände dort zu unwegsam ist, um des nachts gefahrlos zwischen den Gräbern zu spazieren.

Montjuïc ist der schönere und labyrinthische, auf dem Berg gelegene Friedhof, dessen Kojen und Gräber sich förmlich dem Fels anpassen und einen weiten Blick auf das Meer gestatten. Die bei Filmregisseuren, Fotografen und vielen Katzen beliebte Anlage birgt reich geschmückte Ruhestätten von Künstlern - Santiago Rusiñol, Isidre Nonell, Isaac Albéniz – von Politikern, wie dem unter Franco hingerichteten ehemaligen katalanischen Regierungspräsidenten Lluís Companys, oder Anarchisten wie Buenaventura Durruti neben vielen vielen anderen.

Cementerio de Poblenou am ersten und dritten Sonntag im Monat, Cementerio de Montjuïc am zweiten und vierten Sonntag im Monat.www.cbsa.es
Tel.: 902 079 799

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